Malermeister Wilhelm Rabe gründete 1892 sein Unternehmen mit der Vision, historischen und neuen Gebäuden einen passenden farblichen Charakter zu verleihen, sie vor der Witterung zu schützen oder in der Substanz zu erhalten. Der Kleinstbetrieb mit Sitz in Obernkirchen im Landkreis Schaumburg kümmerte sich auch um Tapezierarbeiten und profitierte auf von dem damals allgemein aufkommenden Baubooms. Gemeistert wurden Herausforderungen jeder Couleur: Farbtöpfe, Farbrollen, Pinsel, Musterwalzen, Pigment-Reibsteine und Farbmühlen sind stille Zeugen aus dieser Zeit. Heute bietet Rabe in ganz Norddeutschland ein breitgefächertes Leistungsspektrum, ist Ausbildungsbetrieb und seit 1986 eine GmbH. Der Zeitkreis schließt sich, wenn es auch heute nach 125 Jahren noch um den Charme und den Erhalt historischer Gebäude geht. Das angesammelte Wissen um alte Techniken und neue Farbrezepturen wird seit vier Unternehmergenerationen weitergegeben: Von Wilhelm Rabe, über Sohn Heinrich und Enkel Jürgen Rabe bis hin zum heutigen geschäftsführenden Gesellschafter Jörg-Wilhelm Mevert sowie dem über 60-köpfigen Team wird die gleiche Vision gelebt: Tradition trifft Innovation. Im Zentrum allen Schaffens steht ein hoher Qualitätsanspruch in Verbindung mit Kreativität. Dabei kommen auch in Zeiten der Digitalisierung noch Papier und Bleistift zum Einsatz, wenn es darum geht, ein abstraktes Motiv zu entwickeln und die Dimension der Farbe zur Wirkung zu bringen.

 

Technisierung, Kaiserreich, zwei Weltkriege, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, speziell das Lebensgefühl der Menschen im Kreis Schaumburg haben den Malerbetrieb Rabe geprägt. Dabei wurde der Stammsitz in Obernkirchen nur zweimal gewechselt. Trotz Ortsverbundenheit ist Rabe heute in einem Radius von 400 Kilometern unterwegs. Was früher noch mit Bollerwagen und Motorrad erreicht werden konnte, erledigt heute eine Flotte von 26 Fahrzeugen.

Das Leben in der Region war zu allen Zeiten stark von sozialen und wirtschaftlichen Impulsen bestimmt. So hat etwa die Glasfabrik Heye um 1900 Arbeitersiedlungen erbaut, ihr Zulieferer – die Maschinenfabrik Bornemann – hunderte Arbeitsplätze geschaffen und nicht zuletzt die Obernkirchener Sandsteinbrüche haben den Naturbaustoff Sandstein in alle Welt getragen. Was übrigens vielen unbekannt ist: Der Sandstein wurde für berühmte Bauwerke wie den Kölner Dom, die Berliner Siegessäule oder das Weiße Haus in Washington verbaut.

Die spannende Verbindung von Material und Farbe, die sich durch alle Bauepochen zieht, hat auch Rabe im Malerhandwerk inspiriert. Ob beim Jugendstil mit seiner floralen Ornamentik, zur Zeit der organischen Architektur, des Traditionalismus mit seiner Verwendung ortsüblicher Materialien, der Klassischen Moderne, zum ökologischen Bauen, der Indus-triearchitektur bis hin zur Bäderarchitektur der Gegenwart. Jede Zeit hat ihren eigenen Charme.